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Wenn Hass zur Tat wird – Queerfeindlichkeit international und in unserer nächsten Umgebung

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Content note: Gewalt, Tod, Queerfeindlichkeit

Am 14.05.24 erreichte uns über die LSBTI-Beauftragung eine Meldung, in der von einem Brandanschlag auf zwei Lesbenpaare berichtet wird. Ein Nachbar hatte eine selbst gebaute Brandbombe in das Zimmer der vier Frauen geworfen. Drei der Frauen starben in Folge der schweren Verletzungen, nur eine überlebte.

Wir sind geschockt und trauern um Pamela Cobos, Mercedes Roxana Figueroa und Andrea Amarante.

Mehrere Vereinigungen haben zum Protest und zu einer Kundgebung aufgerufen, denn die Vermutung liegt nahe, dass der Fall nicht gerecht verhandelt werden wird. Die Situation für queere Menschen hat sich unter dem neuen queerfeindlichen Präsidenten Argentinas deutlich verschlechtert.

Buenos Aires, Argentinien. In dem Stadtteil Barracas. Luftlinie ist Barracas ungefähr 11.000 Kilometer von Mannheim entfernt, also weit weg.

In Deutschland ereignen sich jeden Tag queerfeindliche Gewalttaten mit steigender Tendenz. Das ist sicherlich auch der schlechten Berichterstattung und Aufklärung unter anderem zu Selbstbestimmungsgesetz und Stiefkindadoption zu verdanken und den bewussten Falschmeldungen. An dieser Stelle möchten wir nicht auf die Reaktion der Polizei, die Diskussionskultur im Bundestag oder die  fehlerhafte Berichterstattung eingehen, sondern auf eine unfassbare E-Mail, die uns kürzlich erreicht hat.

QueerKastle, das neue queere Zentrum in Karlsruhe, ersuchte uns um Beratung, nachdem sie zuvor über einen Makler versucht hatten, eine Gebäudeversicherung gegen Vandalismus abzuschließen und nicht eine einzige Versicherung bereit war, sie als Kund*in anzunehmen. Die Lage wird als zu gefährlich eingeschätzt. Die Angst vor Vandalismus an der Immobilie sei zu hoch… von Personen ganz zu schweigen.

Versicherungen, die nicht versichern wollen?

Wer ein Haus versichern will, weiß, dass bestimmte Versicherungsoptionen in Risikogebieten ausgeschlossen sind. So können Menschen, die an einem Fluss leben, der regelmäßig Hochwasser führt und wo es häufiger zu Überschwemmungen kommt, keine Hochwasserversicherung abschließen oder nur zu einem sehr hohen Beitrag.

Was sagt das über die Sicherheitslage von queeren Menschen in Deutschland, in unserer nächsten Umgebung?

Während Versicherungen gerne bei den anstehen Prides Sponsoring betreiben, scheint es jedoch unmöglich, dieselben Gruppen, also uns!, zu versichern. Unsere beliebten CSD-Veranstaltungen, die sie zuvor gesponsert und sich dann mit dem Label queerfreundlich und divers geschmückt haben.

Und was hat diese Tat mit der vergeblichen Suche nach einer Versicherung zu tun? Die Lage ist ernst.

Wenn Hass zur Tat wird, dann passiert das nicht in einem luftleeren Raum, es passiert nicht einfach so. Hass und die daraus folgenden Taten sind in der Öffentlichkeit besprochene Vorbehalte und Ablehnungen gegen bestimmte Menschengruppen. Das Stigma und in Folge der Raub der Würde macht angreifbar, die Tat wird begründbar. Zumindest in den Augen der Täter*innen.

Was können, oder vielmehr, was müssen wir tun?

Eine Möglichkeit ist es, sich zu solidarisieren – alle Gruppen der queeren Community untereinander und alle außerhalb mit der queeren Community. Gemeinsam auf die Straße gehen und sichtbar machen, das Queerfeindlichkeit keine Einbildung ist!

Gewalt, egal ob verbal oder körperlich, zur Anzeige bringen!

Und: Wählen gehen!

Parteien, die durch negative und queerfeindliche Äußerungen oder durch Herabsetzung einer Randgruppe Stimmen gewinnen wollen, einfach nicht wählen.

Eine Partei, die gesichert rechtsextrem ist – in zumindest drei Bundesländern – und als Verdachtsfall gilt, einfach NICHT wählen.

Zusätzlich fordern wir die Polizei auf, sich für Queerfeindlichkeit zu sensibilisieren und ausbilden zu lassen, um sie erkennen  und sie bekämpfen zu können. Und das am besten von Menschen, die davon wirklich Ahnung haben. Zum Beispiel von Expert*innen der Antidiskriminierungsstellen, den queeren Zentren und Beratungsstellen oder den queeren Landesnetzwerken.

Aber vor allem sollten wir füreinander einstehen und uns nicht trennen lassen. Deswegen trauern wir um drei Frauen aus Barracas, Buenos Aires, die bei einem Brandanschlag gewaltsam gestorben sind.

UND:

WIR SUCHEN FÜR DAS NEUE TOLLE QUEERE ZENTRUM IN KARLSRUHE EINE VERSICHERUNG, DIE BEREIT IST, DIE RÄUMLICHKEITEN GEGEN VANDALISMUS BEZAHLBAR ZU VERSICHERN.

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