Inhaltswarnung: Queerfeindliche Gewalt, Tod
In der Nacht von Samstag auf Sonntag(20.11.22) wurden in einem queeren Club in Colorado, USA, 5 Menschen getötet. 25 verletzt, einige davon so schwer, dass sie immer noch um ihr Leben kämpfen.
Das Programm für diese Samstagnacht im CLUBQ war eine Dragshow zum T*DoR, den Transgender Day of Remembrance, der jedes Jahr am 20. November begangen wird. Kurz vor Mitternacht betrat der Täter den Club und schoss wahllos in die Menge. Zwei Gäste überwältigten ihn und verhinderten damit noch schlimmeres. Wieder ein queerer Club, wieder in der Nacht zu einem Feiertag der Community. Als hätte der Täter den Anschlag in Oslo auf den London Club im Juni diesen Jahres als Blaupause genommen.
Kurze Zeit später beklagen Aktivist*innen und Menschen aus der Community in Colorado, dass die Politik der letzten Jahre die Basis dafür geschaffen hat und dieser Anschlag vorhersehbar war. Als Folge der trans verachtenden Politik von Konservativen und Rechten. Denn wer den Diskurs und Entscheidungen über die Selbstbestimmung von trans Menschen führt, bestimmt auch das Bild in der Gesellschaft und ermöglicht diese Grenzüberschreitungen.
Was macht das mit uns als Community hier in Deutschland? Wir sind bestürzt und wütend. Wir trauern mit. Denn auch hier bestimmen nicht erst seit der Diskussion um das veraltete TSG (Transsexuellengesetz) andere darüber, wie queere und insbesondere trans Menschen zu sehen sind. Gruppen wie Terre des Femmes, die über die Diskussion zum Selbstbestimmungsgesetz in einen Feldzug gegen trans Menschen gegangen sind, christliche Fundamentalist*innen, die mit schlecht ausgelegten Bibelzitaten die Unrechtmäßigkeit unserer Existenz oder unseres Begehrens belegen wollen, und konservative und rechte Politiker*innen, denen diese Offenheit der Gesellschaft nun doch ein Schritt zu weit geht. Wir haben ein Jahr mit beispiellos vielen Übergriffen hinter uns und einem Todesfall. Alles nur Zufall?
Wir wissen, dass die Sichtbarkeit der lstbi-feindlichen Übergriffe und Hassverbrechen gegen Menschen unserer Community in den Statistiken und eine umfangreiche Aufklärung und Weiterbildung uns langfristig schützen können. Schon die 2018 durchgeführte Befragung „Sicher out“ von PLUS Rhein-Neckar e.V. – von den Städten Heidelberg und Mannheim in Auftrag gegeben – zeigt erschreckend, wie es um unsere Sicherheit bestellt ist. Nein, es ist nicht nur ein Zufall.
Wir fordern mehr Sicherheit und sehen, wie zögerlich die Umsetzung von Sicherheits- oder Aufklärungsprogrammen der Verwaltungen und Polizei anlaufen. Denn was uns aktuell am meisten schützt, ist die Tatsache, dass in unserer Gesellschaft das Recht Waffen zu besitzen nicht in unserer Tradition verankert ist. Und so schießen in allen Städten aus der Community koordinierte Selbstverteidigungs- und Selbstbehauptungsgruppen aus dem Boden. Wir haben verstanden
Wir trauern nach dem Angriff auf den Club “Q” in Colorado Springs: Die Attacke ereignete sich in der Nacht vor einem Gedenktag für die Opfer von Transfeindlichkeit.
Im Video seht ihr den Vorstand und Geschäftsführung des Queeren Zentrums Mannheim e.V., Hannah, Meike, Katrin, Anna und Susanne
Hintergrund:
Hier findet ihr einen Artikel von queer.de zum Anschlag auf den ClubQ in Colorado am 20.Novmeber 2022
Und hier die Studie ‘Sicher Out’ von 2018