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Mastodon für Anfänger*innen

  • News, QZM

von Juni

0. Warum diese Anleitung, warum jetzt?

Facebook und Instagram/Threads, beides Produkte der Firma Meta, haben in den vergangenen Tagen strategische Änderungen erfahren, die sich verheerend auf die Präsenz von queeren Personen und Organisationen auf diesen Plattformen auswirken werden.

Einige von euch haben sich angesichts dieser Nachrichten vielleicht schon überlegt, ob und wie sie ihre Social-Media-Aktivitäten reduzieren oder verändern könnten. Vielleicht habt ihr auch schonmal darüber nachgedacht, eine neue Plattform auszuprobieren.

Wir stellen euch hier eine solche Alternative vor: Mastodon beziehungsweise das Fediverse.

Das hier ist keine vollständige Anleitung, nur eine Handreichung zum Einstieg. Ist man mal drin und hat ein paar wichtige Sachen verstanden, ist bei Mastodon – wie anderswo auch – lernen durch tun angesagt. Diesem Prozess würde ich euch auch anvertrauen, wenn ihr euch entschließt, dabei zu bleiben.

1. Was Mastodon ist und was nicht

Im Folgenden ist von Mastodon die Rede, doch das Netzwerk, um das es geht, ist eigentlich das Fediverse (Kofferwort aus „Federation“ und „Universe“ – kurz: Fedi). Mastodon ist, einfach gesagt, nur eine bestimmte technische Ausprägung des Fediverse. Es gibt noch viele weitere, aber das ist hier nicht das Thema. Falls es euch interessiert, hier ein Lesefutter zu den vielfältigen Angeboten innerhalb des Fediverse: https://www.heise.de/ratgeber/Fediverse-So-funktioniert-die-Kommunikation-im-dezentralen-Netzwerk-7359644.html

Der größte Vorteil von Mastodon ist, dass es niemandem gehört. Niemand kann es kaufen. Niemand kann zentrale Spielregeln setzen, an die sich alle halten müssen. Es hat keine Chefin und keinen Chef. Denn Mastodon ist nicht eine einzige Plattform; es ist ein Schwarm von Plattformen.

Diese für sich genommen relativ kleinen bis winzigkleinen Server (Instanzen genannt) werden meistens von Freiwilligen als Hobbyprojekt betrieben. Mastodon ist ein Do-it-yourself-Netzwerk. Es wird zumeist als emanzipatorisches, sich selbst organisierendes Projekt gesehen, weil diese technischen Bedingungen eine Vereinnahmung durch Kapital oder Institutionen unmöglich machen. Deshalb ist das QZM auf Mastodon, denn auch das QZM ist ein emanzipatorisches Projekt. Und mit unserer Präsenz auf Mastodon sind wir etwas weniger abhängig vom Gutdünken einer Firma Meta, die – wie wir jetzt sehen – jederzeit entscheiden kann, dass sie queere Menschen und die LGBTIA-Community nicht leiden kann.

Verglichen mit den anderen Plattformen ist Mastodon aber ein bisschen verwirrend – eben wegen der erwähnten technischen Eigenschaften, aber auch, weil es sich nicht so verhält, wie wir das mittlerweile von Sozialen Netzwerken gewohnt sind. Daraus erwächst etwas, das erstmal ein gewichtiger Nachteil sein kann: Mastodon könnte euch langweilig vorkommen. Zumindest, wenn ihr die Dauerbedröhnung mit zappelnden Storybeiträgen und lustigen Tiervideos und deepen Sinnsprüchen und unglaublichen Sensationen und Aufregern gewohnt seid, die andere Plattformen euch liefern. Die machen das, um euch am Scrollen und am Handy zu halten. Mastodon macht es nicht. Erwartet kein Entertainment, erwartet keine Emotionalisierung. Mastodon ist darauf nicht ausgelegt, es vermeidet beides bewusst. Es ist, wie Twitter in seinen Anfangstagen, vor allem ein Informations- und Kommunikations-Tool.

Anders als die kommerziellen Plattformen will Mastodon weder euere Daten noch euere Aufmerksamkeit, und es zeigt euch auch keine Werbung. Bei Mastodon sucht ihr euch selbst aus, was ihr sehen wollt. Deshalb ist es gut, ein paar Tipps an der Hand zu haben, welchen Accounts man folgen kann. Diese Tipps kommen in einem späteren Kapitel.

2. Einen Account anlegen und konfigurieren

2.1 Die (Nicht-)Wahl der Instanz

Die Auswahl der Instanz, auf der ein persönlicher Account angelegt wird, sollte bewusst erfolgen. Aus dieser Wahl kann man eine Wissenschaft machen. Machen wir hier in diesem Kapitel aber nicht – sondern erst weiter unten. Einige der Gründe, die für oder gegen bestimmte Instanzen sprechen, werden im weiteren Verlauf dieser Anleitung offenbar werden.

Für das Beispiel hier habe ich mastodon.social genommen. Das ist sozusagen die Ur-Instanz und die größte überhaupt. Ganz wichtig: Das ist keine Empfehlung. Eine Liste mit anderen Instanzen findet ihr weiter unten in Kapitel 5. Wollt ihr euch in der Welt der Mastodon-Instanzen weiter umsehen, könnt ihr das auf https://joinmastodon.org/servers tun.

2.2 Einen Account anlegen

Erstmal zur Action: Wir legen einen Account an! Das geht so leicht wie bei jeder anderen Plattform auch. Ihr braucht nur eine E-Mail-Adresse.

Zum Start spricht mastodon.social erst einmal nur Englisch. Das ändern wir in wenigen Augenblicken.

Auf der Startseite findet ihr in der Mitte eine Timeline aus netzwerkweit besonders beliebten Posts, links ein paar Angaben zur Instanz, und rechts den Button „Create account“. Den brauchen wir 🙂

Der nächste Bildschirm erklärt ein paar grundsätzliche Regeln dieser Instanz. Er sieht auf vielen anderen Instanzen ähnlich aus. Dann geht’s ans Eingemachte. Schönen Nutzer*innennamen überlegen, Email-Adresse, Passwort setzen. Nach der Bestätigungs-Email und einem Captcha kommen wir zum Home-Bildschirm, auf dem Ihr eueren Account fertig konfigurieren könnt.

Die Notwendigkeit, einen Avatar, ein Header-Bild, einen Display-Namen und eine Bio auszufüllen,sollte selbsterklärend sein. Zu diesen Dingen nur eins: Es gilt als höflich, in der Bio eine kleine Bildbeschreibung eueres Avatars und eueres Headers zu haben. Zu Bildbeschreibungen später noch mehr!

2.3 Ins erweiterte Interface wechseln

Jetzt gehen wir kurz in die Profil-Einstellungen („Preferences“).

Hier können wir nämlich das Ganze erstmal auf Deutsch umstellen (1) und die Zeitzone festlegen (2) (wobei es sein könnte, dass euer Browser das schon für euch erledigt hat). Außerdem gibt es die Möglichkeit, das Design umzustellen (3), z.B. auf ein dunkles Thema.

„Erweitertes Webinterface verwenden“ (4) ist eine ganz interessante Sache.

Das hier ist das einfache Webinterface von Mastodon:

Das erweiterte Webinterface sieht hingegen so aus.

(Das Maskottchen links unten schwenkt nicht immer eine Trans-Flagge. Es sind manchmal auch andere Pride-Flags :))

Dieses erweiterte Interface ist gut konfigurierbar, ähnlich wie es Tweetdeck einmal war, falls ihr das noch erlebt habt. Vor allem die Spalte „Auf geht’s“ ganz rechts bietet einiges zum Entdecken. Dazu hier nur ein paar stichwortartige Hinweise: Es ist auf jeden Fall ratsam, ab und zu in die lokale Timeline der Instanz (1) zu schauen und sich Listen (2) anzulegen. Ersteres, um vielleicht ein paar interessante Sachen zu entdecken, letzteres, um den Überblick zu behalten.

2.4 Inhaltswarnungen / CNs

Zurück zu den Einstellungen. Alle Einstellungsmöglichkeiten von Mastodon zu erklären, würde den Rahmen dieser Anleitung sprengen. An dieser Stelle nur ein paar Worte zu diesem Thema:

Denn hier sind wir zum ersten Mal mit dem konfrontiert, was Mastodon „Inhaltswarnungen“ nennt.

Ínhaltswarnungen werden weithin auch als „CNs“ bezeichnet, also „content notice“, was man als „Inhaltshinweis“ übersetzen könnte. Im Folgenden wird das Kürzel CN benutzt.

Die CN ist eine Funktion, die den eigentlichen Inhalt eines Posts zunächst verbirgt und nur eine Art Überschrift anzeigt. Das kann eine Warnung sein, falls es sich um anstößiges, schwierige und politische Themen, Schimpfwörter, Sexuelles und andere tendenziell problematische Inhalte handelt. Es kann aber auch schlicht eine Ankündigung sein, was sich im Post verbirgt. Manche User*innen benutzen die CN auch für Frage-Antwort-Witze.

An der oben gezeigten Stelle könnt ihr festlegen, wie Toots mit CN und/oder ausgeblendeten Bildern für euch aussehen. Wie ihr selbst mit CNs umgehen könnt/sollt, dazu später mehr.

3. Eine Timeline zusammenstellen

Euere Timeline ist am Anfang absolut leer. Mastodon wird nicht versuchen, sie mit irgendwas zu füllen. Womit sie dann letzendlich gefüllt wird, das bestimmt alleine ihr.

Den Account des QZM findet ihr unter @QueeresZentrumMannheim@chaos.social.

Hier kommen weitere interessante Angebote. Diese Liste ist fernab jeder Vollständigkeit!

Medien:

Queer.de: @queerde@mastodon.social
Tagesschau: @tagesschau@ard.social
Neues Deutschland: @ndaktuell@troet.cafe
tageszeitung: @tazgetroete@mastodon.social
SWR: @swr@loma.ml – inoffizieller Account, der Inhalte von swr.de automatisiert einspielt
Rhein-Neckar-Zeitung: @RNZonline@rheinneckar.social
Queer-Verbindung Rhein-Neckar: @queer_verbindung@rheinneckar.social

Organisationen:

LSVD*: @lsvd@mastodon.social
RaumZeitLabor: @raumzeitlabor@chaos.social
Queer Space Heidelberg: @queerspacehd@rheinneckar.social
Abgeordnetenwatch: @a_watch@bewegung.social
Volksverpetzer, Anti-Fake-News-Blog: @Volksverpetzer@digitalcourage.social

RNV: @rnvgmbh@bawü.social

Stadt Mannheim: @mannheim@bawü.social
Die Bundesregierung: @Bundesregierung@social.bund.de

Universität Mannheim: @unimannheim@bawü.social
Universität Heidelberg: @uniheidelberg@bawü.social

Jetzt ein paar Menschen. Diese Auswahl ist ebenfalls sehr random. Interessant ist bei diesen Accounts unter anderem, was sie alles teilen, sodass ihr, wenn ihr ihnen folgt, vielleicht weitere Anregungen bekommt.

Krieg und Freitag Cartoons: @kriegundfreitag@troet.cafe
Ralph Ruthe, Cartoonist: @ralphruthe@troet.cafe
Daniela Schreiter, Cartoonistin: @fuchskind@mastodon.art
Anna Roth: @andereanna@chaos.social
Beautiful Downtown Mannheim, Fahrradaktivist: @bdm@iceshrimp.de
Jörg Müller, Präsident des Oberlandesgerichts Karlsruhe: @praesolgka@bawü.social
Enno Park, Technik-/Kulturblogger: @ennopark@mastodon.social
Anne Wizorek, Publizistin, Feministin: @marthadear@zirk.us
Joël Adami, Journalist & Blogger: @jollysea@chaos.social
Eva Wolfangel, Technikjournalistin: @evawolfangel@chaos.social
Volker Quaschning, Energiewissenschaftler: @VQuaschning@mastodon.green
Marina Weisband, Publizistin: @afelia@chaos.social
Katharina Nocun, Publizistin: @kattascha@chaos.social
Are0h, Netzaktivist: @are0h@h-i.social

4. Toots schreiben und posten

Ja, es stimmt: Posts auf Mastodon heißen „Toots“. Manche Deutsche nennen sie „Tröts“. Die offizielle Bezeichnung ist seit ein paar Releases der Serversoftware wieder „Posts“. Welche Bezeichnung die richtige ist, ist Gegenstand religiöser Debatten. Also kumplett wurscht.

Wenn ihr einen Toot schreibt, kommt es auf ein paar Dinge an:
die Sichtbarkeit (wer kann den Toot lesen?)
die CN (gebe ich dem Toot Inhaltshinweise, und wenn ja, welche?)
die Sprache (es läuft meist auf „Deutsch oder Englisch“ raus)
die Hashtags (die funktionieren genauso wie überall sonst).

4.1 Eigenschaften von Toots

4.1.1 Sichtbarkeit

Es gibt in Mastodon vier Stufen der Sichtbarkeit für Toots.

Auf der ersten Stufe „Ausgewählte Profile“, kann die Nachricht nur von euch als Absenderin und von den Leuten gelesen werden, die in ihr erwähnt sind. Dies entspricht einer Direktnachricht. Solche Toots sind aber nicht gesondert geschützt. Die Admins der beteiligten Instanzen beispielsweise könnten sie immer lesen, wenn sie wollten.

Auf der zweiten Stufe, „Follower“, sind Toots nur sichtbar für euere direkten Follower*innen. Sie können nicht geboostet werden.

Auf der dritten Stufe, „Öffentlich (still)“, sind Toots für alle lesbar, sofern keine Blocks oder Filterungen greifen. Sie können auch geboostet werden. Allerdings tauchen sie nicht in öffentlichen Timelines auf – also z.B. nicht in der instanzweiten lokalen Timeline.

Auf der vierten Stufe, „Öffentlich“, sind Toots – sofern keine Blocks oder Filterungen greifen – uneingeschränkt netzwerkweit sichtbar und können von allen geboostet werden.

Die Regeln der Sichtbarkeit gelten auch für die Medien (Bilder, Videos, Sounddateien), die an Toots dranhängen. Auch hier gilt: Admins können grundsätzlich alles sehen.

4.1.2 Inhaltswarnungen / Content Notes

Toots können mit etwas versehen werden, das von Mastodon „Inhaltswarnung“ genannt wird. „Content Note“ („CN“), also in etwa „Inhaltshinweis“, ist aber eigentlich treffender. Das liegt daran, dass es sich oft gar nicht um eine Warnung handelt, sondern eben eher um eine reine Angabe, was im Toot so ungefähr drinsteht.

Eine CN aktiviert ihr, indem ihr auf das „Warndreieck“ klickt. Dann geht über dem eigentlichen Toot ein Textfeld auf, in das ihr die CN eintragt. Die Zeichen der CN werden zu denen des Toots hinzugezählt – der Toot kann also inklusive CN nur 500 Zeichen haben.

Der gepostete Toot sieht dann so aus. Der eigentliche Toot-Text wird erst sichtbar nach einem Klick auf „Beitrag anzeigen“.

*klick*

Eueren persönlichen Umgang mit CNs müsst ihr selbst entwickeln. Viele Instanzen machen Vorgaben beziehungsweise haben Richtlinien dazu, was hinter eine CN gehört und was nicht. Es gibt auch User*innen, die befürchten, dass ihr Inhalt nicht die angemessene Verbreitung erfährt, wenn sie eine CN davorsetzen. Speziell um Inhalte mit politischem Gehalt gibt es auch immer wieder Diskussionen. Dazu nur ein Tipp: Zu dem Thema wurde eigentlich schon alles gesagt. Fangt die Diskussion nicht wieder von vorne an. Haltet euch an die Regeln euerer Instanz, trefft euere Entscheidung, wo es Spielräume gibt, und macht es dann so.

4.1.3 Sprache



Mastodon gibt den Toots einen Sprach-Hinweis mit. Das dient dem Lokalisieren von öffentlichen Timelines. So kann man sich zum Beispiel eine Liste der erfolgreichsten Toots auf Deutsch anzeigen lassen. Ihr stellt euere bevorzugte Sprache in den Einstellungen ein, könnt diese aber für jeden Toot individuell ändern.

Auf manchen Instanzen hat die Plattform eine einfache Spracherkennung: Ist ein Toot in einer anderen Sprache formuliert als voreingestellt, macht Mastodon euch darauf aufmerksam und fragt, ob ihr die Spracheigenschaft ändern wollt.

4.1.4 Hashtags, Emojis, Umfragen

Hashtags funktionieren genauso wie auf anderen Plattformen auch. Mastodon wird euch bei der Eingabe Vorschläge machen, auf diese Weise könnt ihr auch Hashtags finden. Bei dieser Gelegenheit ein Hinweis auf die Durchsuchbarkeit von Mastodon: Es wurde bewusst drauf verzichtet, alle öffentlichen Toots im Volltext durchsuchbar zu machen. Wenn ihr also unter einem bestimmten Begriff gefunden werden wollt, solltet ihr Hashtags nutzen. Zudem nutzen manche Leute Hashtags auch zum Filtern – also um bewusst Toots zu verwerfen, die sie nicht sehen wollen.

An Emojis stehen in Mastodon sowohl die allgemeinen, im Standard-Zeichensatz euerer Systeme enthaltenen Bildchen als auch instanzspezifische Emoji-Sets zur Verfügung. An Letztere kommt ihr über den Emoji-Button:

Es gibt keinerlei Gewähr dafür, dass diese instanzeigenen Emojs sinnvoll einsetzbar, allgemeinverständlich, nicht beleidigend oder auch nur mit bloßem Auge identifizierbar sind … die meisten davon sind oft nur Ausdruck des speziellen Humors der Instanzbetreiber*innen. Es gibt aber auch Instanzen, die zum Beispiel mit einem kompletten und liebevoll gepflegten Satz an Pride-Flags aufwarten. In der Hinsicht ist mastodon.social ein bisschen hintendran.

Umfragen können mithilfe des entsprechenden Buttons in den Toot integriert werden. Das Umfrage-Tool finde ich ziemlich selbsterklärend, weshalb ich an dieser Stelle nicht genauer darauf eingehe. Auch hier gibt es Instanz-Unterschiede: Auf mastodon.social können Umfragen nur zwei bis vier unterschiedliche Antwortmöglichkeiten haben – andere Instanzen haben das Umfrage-Tool deutlich aufgebohrt.



4.1.5 Bilder, Videos und Sounddateien

In die Toots können mit Klick auf den „Medien“-Button bis zu vier Bilder oder Videos oder Sounddateien integriert werden. Was auch funktioniert, ist, ein Bild oder eine andere Mediendatei einfach aus der Zwischenablage mit Strg-V in den Toot einzufügen. Die Datei wird dann automatisch hochgeladen.



Es gehört zum guten Ton, Mediendateien einen Beschreibungstext, auch Alternativtext genannt, hinzuzufügen, damit Menschen mit entsprechenden Einschränkungen zumindest verstehen können, worum es geht. Bei einem Bild wird im Alternativtext also beschrieben, was zu sehen ist, bei einem Video sollten Bild- und Tonspur beschrieben werden, bei einem Soundfile der Ton. Ist im Video Sprache zu hören, es aber nicht mit Untertiteln versehen, kann der Alternativtext gut als Platz für Beschreibungen genutzt werden, was gesagt wird.

Eingegeben werden Beschreibungstexte durch Klick auf den Button „Bearbeiten“, nachdem das Bild hochgeladen wurde.


Es öffnet sich dieses Fenster.

Hier ist schon beispielhaft ein Beschreibungstext eingegeben. Der rote Pfeil zeigt auf den Bildschwerpunkt. Falls das Bild in irgendeinem Kontext nur ausschnittsweise angezeigt wird, wird versucht, mindestens den Bereich im Schwerpunkt anzuzeigen. Da es sich um eine porträthafte Darstellung handelt, ist es naheliegend, den Schwerpunkt auf das Gesicht zu setzen.

Der Beschreibungstext wird nicht auf die Textlänge des Toots angerechnet! Ihr müsst euch da nicht sonderlich kurz fassen – euch stehen 1500 Zeichen zur Verfügung.

4.2 Toots bearbeiten, löschen und neu erstellen

Mastodon erlaubt es, Toots, die schon gepostet wurden, im Nachhinein zu bearbeiten. Dabei könnt ihr vor allem den Text ändern; die Medien-Beschreibungstexte zu verändern, ist theoretisch auch möglich, die Funktion hat meines Wissens aber einen Bug, der das Bild zerschießt. Nicht ändern könnt ihr eingebettete Bilder/Videos/Soundfiles, und ihr könnt nicht die Sichtbarkeit ändern. Was ihr ändern könnt, sind Umfragen – so könnt ihr beispielsweise noch eine Antwortoption hinzufügen, sofern das Maximum an Optionen noch nicht ausgeschöpft war.

Um einen Toot zu verändern, klickt ihr am schon geposteten Toot auf die drei Punkte und wählt „Beitrag bearbeiten“ aus.

Der Toot öffnet sich dann wieder auf der linken Seite, als würdet ihr einen neuen schreiben. Habt ihr das Werk getan, klickt ihr „Aktualisieren“.

Bearbeitete Toots werden gekennzeichnet, sie bekommen bei ihrem Zeitstempel einen Stern. Wird mit dem Mauszeiger über dem Stern verharrt, wird eine Bearbeitungsnotiz angezeigt.

Nicht zu verwechseln ist das Bearbeiten von Toots mit der Funktion „Löschen und neu erstellen“. Der wichtige Unterschied: Ein Toot, der bearbeitet wird, bleibt technisch ein und dasselbe Objekt. Ein Toot, der gelöscht und neu erstellt wird, wird zu einem komplett neuen Objekt, ist also auch unter seiner bisherigen Adresse nicht mehr zu finden! Ebenso verlieren eventuell vorhandene Antworten auf den Toot ihre Verbindung zu ihm, und die Favs am Toot gehen natürlich auch verloren.

„Löschen und neu erstellen“ befindet sich wie „bearbeiten“ ebenfalls im Drei-Punkt-Menü am Toot.

Nach dem Anklicken kommt eine Sicherheitsabfrage, die nochmal deutlich macht, was die Funktion bewirkt.

Danach wird der Toot so angezeigt, als hättet ihr ihn gerade angelegt, und ihr könnt ihn verändern oder unverändert wieder auf die Reise schicken. Verwerft ihr den Toot und schickt ihn nicht ab, bleibt er natürlich gelöscht.

4.3 Der Entwurfs-Trick

Nutzt ihr Mastodon mit einer App auf einem Mobilgerät, hat diese App höchstwahrscheinlich eine Entwurfsfunktion. Ihr könnt also Beiträge schreiben und sie erst einmal nicht posten, sondern zwischenspeichern. Diese Entwürfe sind dann aber nur lokal in der App vorhanden, das heißt auf dem Gerät, auf dem ihr sie erstellt habt.

Mastodon an sich hat keine Entwurfsfunktion, jedenfalls derzeit nicht. Das ist ein wenig ärgerlich, wenn man zum Beispiel von verschiedenen Geräten aus arbeitet (so wie ich: Handy, Tablet und PC) und vielleicht auch mal Toots über diese Geräte hinweg bearbeiten will.

Es gibt aber einen Trick, um dennoch so etwas ähnliches wie Entwürfe zu haben, die ihr von verschiedenen Geräten aus bearbeiten und dann irgendwann auch posten könnt.

Dafür kombinieren wir einfach zwei der oben erwähnten Funktionen von Mastodon: Die erste Sichtbarkeitsstufe „Ausgewählte Profile“ und „Löschen und neu erstellen“.

Ihr erinnert euch: Toots der ersten Sichtbarkeitsstufe kann niemand sehen außer euch selbst und den Leuten, die ihr darin erwähnt. Was passiert nun, wenn ihr einfach niemanden erwähnt und den Toot abschickt? Genau: Ihr könnt diesen Toot nur selbst sehen. Er taucht in euerer Timeline auf, und zwar natürlich auf allen eueren Geräten. Mit der Funktion „Löschen und neu erstellen“ könnt ihr ihn dann bearbeiten, auf öffentlich stellen und posten, oder ihn auf dem jeweiligen Gerät in den lokalen Entwürfen abspeichern!

5. Drei Hinweise für euere Sicherheit

Der vielleicht wichtigste: Auf Mastodon ist nichts verschlüsselt, und euere Posts und die Medienanhänge (also Videos und Bilder) liegen auf dem Server in einer Datenbank, die von den Admins des Servers jederzeit und ohne Hindernisse eingesehen werden kann. Ich erwähne dieses technische Detail deshalb, weil darunter auch private Messages fallen, die, wie in Punkt 3 schon erwähnt, lediglich Posts mit eingeschränktem Empfänger*innenkreis sind. Solltet ihr private, intime oder aus anderen Gründen schützenswerte Infos mit anderen User*innen austauschen wollen, dann rate ich euch, auf einen sicheren Messenger wie Signal oder Threema auszuweichen.

Ich rate außerdem dazu, neue Follower*innen von Hand freizuschalten. Ich selbst lasse keine Leute zu, die ein völlig leeres Profil haben, keinen Avatar, denen offenbar niemand folgt … das sind oft Anzeichen, dass etwas nicht stimmt.

Die dritte Sicherheitsmaßnahme: Auf Mastodon gibt es die Möglichkeit, ein Verfallsdatum für euere Posts einzustellen. Wollt ihr euer Profil als eine Art Tagebuch nutzen oder euere genialen Geistesblitze, die ihr ins Netz funkt, für die Ewigkeit bewahren, ist das natürlich nicht das Mittel der Wahl (in letzterem Fall rate ich zu regelmäßigen Backups …). Aber vielleicht wollt ihr den Sachen auch eine gewisse Vergänglichkeit hinzufügen, damit eben nicht in alle Ewigkeit die Produkte euerer launenhaften Kreativität durchs Netz vagabundieren. In dem Fall könnt ihr einstellen, nach welcher Zeit sie gelöscht werden sollen:

6. Die Wahl der Instanz

Mastodon sieht von jeder Instanz aus betrachtet ein bisschen anders aus, und manche Instanzen haben auch andere Fähigkeiten, weil sie von ihren Betreiber*innen gegenüber dem Original technisch verändert wurden. So gibt es Instanzen, auf denen Posts 1000 oder mehr Zeichen haben können (der Standard bei Mastodon sind 500 Zeichen).

Nicht unbedeutend ist das Thema der Instanz – falls sie eins hat. Es gibt Instanzen für Lehrer*innen, Furries, Techniker*innen, für Leute aus einer bestimmten Region oder Stadt, für Institutionen, Kinkster, Musiker*innen, Katzenfans, Brett- und Rollenspiel-Fans … entsprechend setzt sich dann die lokale Timeline zusammen. Diese Timeline kann eine schöne Möglichkeit sein, neues zu eueren Themen zu erfahren und neue Leute kennen zu lernen.

Auch könnt ihr durch die Wahl der Instanz schon in euerem Handle ausdrücken, dass ihr euch einer bestimmten Community zurechnet.

Theoretisch könntet ihr euch auch auf irgendeiner Instanz niederlassen, deren Registrierungen offen sind, und wahllos an deren Thema vorbei tooten. Allerdings entspricht das nicht dem Geist von Mastodon, und gerade auf kleineren Instanzen wird vermutlich irgendwann jemand auf euch zukommen und euch fragen, ob eine andere Instanz nicht ein besseres Zuhause für euch wäre.

Wichtig ist bei einer Instanz die Filterliste, denn sie bestimmt natürlich maßgeblich, was ihr überhaupt von Mastodon bzw. dem Fediverse seht und mit wem ihr interagieren könnt. Das Thema Filter und Blocks habe ich in Kapitel 6 nochmal separat zusammengefasst.

Im Folgenden nenne ich euch einige Instanzen, die mir bekannt sind, auf denen Freund*innen ihre Accounts haben, oder die ich sonstwie bemerkenswert finde. Aber bedenkt, dass das nur extrem wenige Beispiele sind. Es gibt jede Menge andere!

chaos.social – Aus dem Umfeld des Chaos Computer Clubs, mit diesem aber nicht personell oder organisatorisch verbunden. Spendenfinanziert. Eine vage progressive/nerdige/queere Bubble hat sich hier versammelt. Vorzüglich moderiert und administriert, eine gute und zuverlässige Heimat für den QZM-Account. Und mindestens eine der Admins liest hier wahrscheinlich auch mit – Hallo! 🙂 Man kann allerdings nicht einfach so einem Account anlegen, sondern braucht eine Einladung.

queer.group – Queere Instanz, deutschsprachig, ein paar Leute da kenne ich persönlich. Derzeit nur mit Einladung.

tenforward.social – Eine Instanz aus Kanada mit Star-Trek-Thema. Wird als General-Purpose-Instanz genutzt. Das Anlegen eines Accounts und die Nutzung der Instanz kosten Geld, ca. 60 Euro im Jahr.

kinkycats.org – Sex- und kinkpositive Instanz, derzeit mit offener Registrierung. Ein Beispiel einer Instanz, die im Moment stark wächst, weil eine andere offline geht: Es kommen viele Accounts von kinky.business herüber, denn Letztere wird geschlossen. Ein nicht ganz seltener Vorgang in Mastodon.

catcatnya.com – Englisch- und deutschsprachige Instanz aus Österreich, die als ihre Schwerpunkte nennt: „cats, queernes, plurality, disability, anti-racism“.

troet.cafe – Eine der größeren deutschsprachigen Instanzen.

mastodon.art – Instanz, die sich vor allem an Kreative und Kunstschaffende wendet.

metalhead.club – Instanz aus Deutschland für Menschen mit einem ganz bestimmten Musikgeschmack …

mstdn.social – Eine weitere relativ große General-Purpose-Instanz, gehostet in den Niederlanden.

sonomu.club – „Sound, Noise, Music“ – Instanz, die sich an Musikschaffende wendet.

literatur.social – Hauptsächlich deutschsprachige Instanz für Leute, die was mit Büchern machen.

bark.lgbt – Furry-Instanz, offensichtlich. Gegenstück zu meow.social.

Es gibt auch eine ganze Reihe lokal oder regional orienterter Instanzen, wie norden.social (Norddeutschland), sueden.social (Süddeutschland), hessen.social, rheinneckar.social, pfalz.social und so weiter.

7. Blocken und Stummschalten

Mastodon hat umfangreiche Block- und Stummschaltungsfunktionen, sowohl auf der Ebene einzelner Accounts – das heißt: Ihr könnt selbst blocken und stummschalten – als auch auf der Ebene ganzer Instanzen – das heißt: Die Admins euerer Instanz blocken und muten unter Umständen andere Instanzen.

Gerade bei Letzterem werdet ihr euch fragen: Tut das Not?

Und die Antwort erfahrener User*innen wird sein: Ja, tut es.

7.1 Blocken und Stummschalten auf Instanzebene

Die Tatsache, dass Instanzen im Fediverse relativ einfach aufgesetzt und ins Netz gebracht werden können, zieht Leute aller Art an. Von Nazis über Typen, die Kinderpornos verteilen, bis zu organisierten Belästigern („Troll-Armeen“) tummelt sich alles Mögliche und Unmögliche hier. Der Clou an Mastodon beziehungsweise dem Fediverse ist, dass es recht leicht ist, sich diese Gestalten vom Leib zu halten. Und das machen für euch: euere Admins. Sie pflegen die Block- und Mute-Liste euerer Instanz und halten sie aktuell.

Auf Instanzebene bedeutet muten (stummschalten), dass ein Datenaustausch möglich bleibt, aber nur, wenn User*innen explizit Verbindungen zu Accounts auf der gemuteten Instanz herstellen. Blocken bedeutet, dass euere Instanz keine Daten mehr mit der geblockten Instanz austauscht. Das nennt man auch „Deföderieren“ – alle Verbindungen zu der geblockten Instanz werden gekappt.

Auf einer gut gepflegten Instanz blocken oder muten Admins nicht willkürlich, sondern vor allem auf Bitten und mit dem Einverständnis ihrer User*innen. Ein Block wird dabei in Mitteilungen an alle User*innen angekündigt.

Blockt euere Instanz eine andere, die ihr aus welchen Gründen auch immer unbedingt sehen wollt, müsst ihr entweder mit den Admins verhandeln – oder umziehen.

7.2 Blocken und Stummschalten auf User*innen-Ebene

Geht euch ein Account auf die Nerven oder wollt ihr aus einem anderen Grund nichts von ihm lesen – vielleicht nur vorübergehend –, könnt ihr diesen Account selbst stummschalten oder blocken.

Die accountbezogenen Funktionen findet ihr unter den drei Punkten an den Toots des Accounts.

Stummschalten eines einzelnen Accounts bietet sich vor allem dann an, wenn ihr von einem Account zwar nichts lesen wollt, aber auch nicht wollt, dass die Person hinter dem Account was davon mitbekommt. Klickt ihr diese Option an, kommt ein Dialog, der darauf hinweist, was Stummschalten genau für Folgen hat. Außerdem könnt ihr eine zeitliche Begrenzung einstellen, wenn ihr links unten im Dialog auf „Optionen anzeigen“ klickt.



Blocken eines einzelnen Accounts bedeutet, dass ihr jede datenmäßige Verbindung zu diesem Account kappt. Oder es zumindest versucht, wie der folgende Dialog erläutert, wenn ihr darin links unten „Mehr anzeigen“ klickt:

Eine Besonderheit bei Mastodon ist, dass auch einzelne User*innen für sich ganze Instanzen blockieren können. Im Tootbezogenen Menü oben hieß das „ard.social sperren“. Der darauf folgende Dialog erklärt, was das bedeutet (er nennt die Instanz „Domain“, was in diesem Fall aber auf dasselbe hinausläuft).



8. Nicht das Schlusswort

Das war’s erstmal. Ein Thema, das dieser Anleitung noch fehlt, sind Filter; das Kapitel wird nachgeliefert, und vielleicht auch ein paar andere.

Anmerkungen und Fragen bitte an qzmjuni@posteo.net – oder an @queereszentrummannheim@chaos.social 😉 ​

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